"Würde gerne eine Medaille holen"

Henry Graf hat dieses Jahr bei den Junioren bereits den DM- und den EM-Titel gewonnen. Nun könnte er eine sehr erfolgreiche Saison mit einer WM-Medaille krönen. Wir haben vor der Junioren-WM im portugiesischen Quarteira mit ihm über Titelträume, das Organisieren von Radgruppen in Rennen gegen internationale Konkurrenz und den Stellenwert von Selbstbewusstsein gesprochen.

Jubelnder Triathlet beim Zieleinlauf
Generell versuche ich mich auf mich selbst und meine Leistung zu konzentrieren und nicht zu viel mit der Konkurrenz zu beschäftigen.
Henry Graf

Henry, wie fühlt es sich an, im November den wichtigsten Wettkampf des Jahres zu bestreiten?

Es ist schon komisch, wenn alle anderen schon in der Saisonpause sind oder sich bereits auf die neue Saison vorbereiten. Aber es ist eine WM, das ist etwas Besonderes.

Du warst bereits bei Olympischen Jugendspielen und bei einer EM dabei. Ist ein WM-Start das bisher größte Rennen?

Das ist schwer zu vergleichen. Die Olympischen Jugendspiele waren etwas ganz anderes mit der langen Zeit vor Ort und dem Wohnen im Dorf mit den anderen Sportler*innen. Das war schon echt cool.

Hast du bei den internationalen Einsätzen mehr gelernt als in anderen Wettkämpfen?

Nein, ich finde, man kann aus jedem Rennen viel mitnehmen. Der große Unterschied zu Rennen der Bundesliga oder des DTU-Jugendcups ist, dass man die Athleten nicht so gut kennt und dass es eine Sprachbarriere gibt. Das macht vor allem das Organisieren von Radgruppen schwieriger.

Gehst du vor solchen internationalen Wettkämpfen die Startlisten akribisch durch und schaust genau, wer deine Konkurrenten sind und was sie drauf haben?

Ich habe mir die Startliste für die WM schon angeschaut (das Interview haben wir zehn Tage vor der WM geführt, Anm. d. Red.). Da sind viele Athleten dabei, die ich schon von der EM kenne. Die Europäer werden vermutlich meine Hauptkonkurrenten sein. Seit der EM sind aber auch über vier Monate vergangen. Das ist eine lange Zeit, da können Athleten einen großen Leistungssprung gemacht haben.

Generell versuche ich mich auf mich selbst und meine Leistung zu konzentrieren und nicht zu viel mit der Konkurrenz zu beschäftigen. Wenn ich meine Leistung zeige, wird auch ein gutes Ergebnis herauskommen.

Ist ein „gutes Ergebnis“ für dich eine Medaille?

Ich würde schon ganz gerne eine Medaille holen und habe auch den Titel im Kopf. Dafür müsste es aber schon perfekt laufen.

Was ist für dich ein perfektes Rennen?

Bei einer Laufentscheidung geht es immer eng zu und auf diesem hohen Niveau haben viele Athleten an einem guten Tag eine Chance. Einer der Spanier etwa ist U20-Vize-Europameister in der Leichtathletik über 5000 Meter geworden. Gegen ihn möchte ich nicht unbedingt in die Laufentscheidung gehen, sondern hoffe, dass es eine Radgruppe gibt und diese funktioniert.

Sprichst du dich mit anderen Athleten vor dem Rennen ab, was das Radfahren angeht?

Es sind ein paar Athleten dabei, die ich kenne. Da kann es schon sein, dass wir vor dem Rennen sprechen und uns austauschen.

Du bist dieses Jahr bereits Junioren-Europameister geworden. Hat der EM-Titel etwas geändert?

Viel hat sich nicht geändert, auch wenn mir der Titel noch einmal mehr Selbstbewusstsein gegeben hat. Ich weiß schließlich, dass ich bei den Junioren zu den Besten gehöre.

Wie wichtig ist das vor dem Hintergrund, dass Rennen oft im Kopf entschieden werden?

Triathlon ist generell viel Kopfsache, die mentale Einstellung spielt eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich wichtig. Aber es können auch Athlet*innen, die nicht viel Selbstvertrauen haben, ein Rennen gewinnen.